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Triathlonsport mit Gerinnungshemmern

eingetragen in: Thrombose 3

Wie ich in dem Beitrag Thrombose im Triathlonsport berichtete muss ich nach einer zweiten Tiefen Venenthrombose im Unterschenkel lebenslang Antikoagulanzien (Gerinnungshemmer) zu mir nehmen. Mein Arzt empfiehlt in meinem Fall Eliquis® (Abixaban). Ich kann Euch nur raten, sucht Euch in so einer Situation bloß einen Sport begeisterten Arzt der Verständnis für Eure Situation hat und ausreichend Erfahrung mit Thrombosen mitbringt. Aus eigener Erfahrung, es ist nicht einfach einen kompetenten Arzt zu finden!

Jetzt stellt sich die Frage darf ich mit der Thrombose und den Gerinnungshemmern noch Sport treiben? Das ist mit einem klaren Ja zu beantworten! Als die Thrombose „frisch“ war sollte ich nach der ersten Einnahme von Eliquis® ca. 7-9 Tage warten bis ich wieder voll loslegen durfte. Damit sollte sichergestellt werden, dass die Thrombose sich in der Vene festigt und nicht in die Lunge wandert und zur gefürchteten Lungenembolie führt. Diese kann im schlimmsten Fall tödlich verlaufen. Die Empfehlung mit den 7-9 Tagen galt  für eine Unterschenkel Thrombose. Bei einer Beckenvenenthrombose sieht das aber anders aus. Hier ist die Gefahr einer Lungenembolie größer!

Ich durfte nach den 7-9 Tagen gleich wieder mit voller Intensität trainieren. Das heißt GA1, GA2, WK Tempo alles war erlaubt, sollte aber schmerzfrei vonstatten gehen. Schwimmen war sofort möglich, Radfahren nach ca. 14 Tagen und mit dem Laufen musste ich leider etwas länger warten bis dieses wieder schmerzfrei möglich war.

Übrigens muss man während des Sports keine Thrombosestrümpfe (Kompressionsstrümpfe) tragen! Wenn man es natürlich leiden mag, kann man alternativ zu den Thrombosestrümpfen z.B. passende Sport Kompressionsstrümpfe von CEP anziehen. Die sollen angeblich eine Kompression der Stärke 2 haben. Ein Tipp, falls Euer Arzt meint man müsse beim Ausdauersport Kompressionsstrümpfe tragen, würde ich den Arzt sofort wechseln. Da ist die letzte Fortbildung garantiert schon etwas länger her 🙂

Die interessanteste Frage, darf ich unter Gerinnungshemmern weiterhin Schwimmen, Laufen und Radfahren? Natürlich, darf man alles, aber das Verletzungsrisiko mit starken Blutungen ist beim Rennradfahren am höchsten, gefolgt vom Schwimmen in der Menge, z.B. bei Wettkämpfen oder während des Schwimmtrainings. Das Risiko beim Laufen ist eher gering.

Also Laufen und Schwimmen ist für mich keine Frage. Hier werde weiterhin alleine und mit anderen trainieren und auch an Wettkämpfen teilnehmen. Beim Radfahren sieht es etwas anders aus. Hier ist ein Sturz natürlich nicht ganz so witzig. Besonders gefährlich sind Kopfverletzungen, innere Verletzungen sowie große Hämatome die z.B. zu einem Kompartmentsyndrom führen können. Nach Absprache mit meinem Arzt fahre ich weiterhin Rennrad beachte aber folgende Regeln:

 

  1. Notfallausweis immer mitführen
  2. Bisher fahre ich nicht Alleine und meine Mitfahrer kläre ich auf. D.h. bei einem Sturz sollen sie einen Notarzt rufen, auch wenn ich es vielleicht nicht möchte (Schock). Erste Hilfe leisten, …
  3. Ruhige Strecken wählen, d.h. nicht gerade auf Bundesstraßen und durch die Stadt fahren
  4. Große Gruppen wie z.B. RTFs meiden. Ich fahre nur mit Leuten die ich kenne und weiß wie sie fahren
  5. Bei Glätte und Nässe fahre ich nicht
  6. Ich fahre Berge langsam runter. Runterfahren kann ja sowieso jeder:-)
  7. Das Triathlonrad nutze ich nur noch in 2-3 Gruppen und auf Strecken die man gut einsehen kann. In Hamburg z.B. der Deich
  8. Verbandszeug wie Druckverband mitführen
  9. Keine Ahnung ob das wirklich funktioniert, aber das israelische und amerikanische Militär nutzt QuikClot® um starke Blutungen im Kampfeinsatz zu stoppen. Ich habe das Produkt bei Amzon® bestellt und führe es nun mit mir.

 

Momentan bin ich noch in der „akuten“ Phase und schlucke eine höhere Dosis Eliquis® (5 mg) früh Morgens und Abends. Wenn diese Phase nach 6 Monaten überwunden ist,  werde ich, auch wenn es therapeutisch nicht sinnvoll und zu empfehlen ist, die morgendliche Dosis (dann 2,5 mg) erst nach dem Radfahren zu mir nehmen. D.h. ich verschiebe die morgendliche Dosis um ca. 6 Stunden. Das wäre in meinem Fall ein Tag am Wochenende und im Sommer ggf. einmal die Woche Abends. Wie gesagt, dass ist nicht zu empfehlen und geht auch nicht mit jedem Gerinnungshemmer wegen der zu langen Halbwertzeit, wie z.B. bei Macumar®. Außerdem ist damit das Blutungrisiko immer noch höher als normal . Der Thromboseschutz ist in der Zeit unter Umständen auch nicht mehr ausreichend gewährleistet! Wie hoch das Blutungsrisiko dann trotz alledem ist, kann man nicht sagen und hängt von vielen Faktoren ab. Das Vorgehen wird auch kein Arzt empfehlen!

Wie sieht es bei Triathlonwettkämpfen uns Schwimmwettkämpfen (Massenveranstaltung) mit  Gerinnungshemmern aus. Hier ist das Verletzungsrisiko viel höher als im Training. Besonders beim Schwimmen z.B. Tritte gegen den Kopf oder den Körper. Ganz zu schweigen beim Radfahren. Hier werde ich nach Absprache mit dem Arzt erst nach dem Wettkampf Eliquis® einnehmen. Damit ist das Blutungsrisiko etwas geringer aber nicht aufgehoben! Laufwettbewerbe sind unproblematisch. Rennradrennen werde ich zukünftig meiden!

Eigentlich hatte ich geplant, nächstes Jahr mit Freunden zum Rennradfahren nach Mallorca zu fahren. Ob ich das nun tun werde, weiß ich noch nicht. Hier muss ich erst einmal Rücksprache mit meinem Arzt halten Ich werde es Euch dann berichten!

Leider gibt es für Eliquis® (Apixaban) bisher kein zugelassenes Antidot (Gegenmittel). Momentan befinden sich einige in der Studienphase III. Mit Glück wird es ein Antidot in 1-2 Jahren auf dem Markt geben. Das heißt nach Gabe des Antidots, ist die Gerinnung nach ein paar Minuten wieder hergestellt (so soll es zumindest bei Andexanet Alfa, in Europa unter den Warenzeichen IndexXa sein). Momentan ist mir nur ein Antidot  bei Macumar® bekannt, welches der Notarzt mit sich führt.

Da man beim Schwimmen und Wettkämpfen den Notfallausweis nicht immer mitführen kann, habe ich mir ein Notfallarmband bei Road ID bestellt.

Road ID

Hier habe ich die wichtigsten Informationen wie. Name, Anschrift, Telefonnummer meiner Frau und Apixaban als Medikament eingravieren lassen. Das Armbad kostet ca. 20,- EUR.

Ich bin kein Arzt oder Apotheker, daher kann ich keine Gewähr für die Richtigkeit der Informationen in dem Beitrag übernehmen.

Falls Ihr wie ich Gerinnunghemmer nehmt und Sport treibt, interessieren mich Eure Erfahrungen. Schreibt mir dann bitte!

 

3 Responses

  1. thorsten
    | Antworten

    Anbei eine super Anmerkung von Arno zum Thema QuikClot die ich Euch nicht vorenthalten möchte:

    … Du schreibst, dass Du „QuikClot“ beim Radfahren mitnimmst. Nach dem, was die auf Ihrer Webseite veröffentlichen, aktiviert das Kaolin aus dem Verband den Faktor XII der die intrinsische Blutgerinnung (= von ausserhalb des Körpers) auslöst (eine einleuchtende Darstellung gibt es meiner Meinung nach hier: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/42/Classical_blood_coagulation_pathway.png ). Über ein paar Zwischenschritte bewirkt das dann irgendwann die Aktivierung des Faktors X zu Xa (=Faktor X activated). Und der wiederum wird von unseren Medikamenten zielsicher blockiert, so dass er das Prothrombin (= Faktor II) nicht mehr in Thrombin (= Faktor IIa) aktivieren kann. Will also sagen: das kann – meiner Meinung nach – die Gerinnung nicht verbessern, wenn Du einen Faktor Xa-Blocker nimmst; es kann allenfalls ein guter physikalischer Verband sein. …

  2. Eduard Steffen
    | Antworten

    Hallo Stübi,
    danke für Deinen Bericht. Es gibt nicht viele wertvollen Informationen zu dem Thema Sport in Verbindung mit Eliquis® (Abixaban) im Netz zu finden. Ich hatte auch vor drei Wochen eine Thrombose im rechten Unterschenkel . Bin nach vier Tagen im Krankenhaus und einigen Untersuchungen mit dem gleichen Medikament versorgt worden.
    Ursachen für die Thrombose sind nicht gefunden worden. Ich bin kein Risikopatient und bis dahin gesund gewesen.
    Treibe viel Sport, von Laufen, MTB , Rennrad bis Beachvolleyball und bin gerade 51 Jahre alt. Soll jetzt erstmal mindestens drei Monate dieses Medikament nehmen. Danach wird noch ein Gerinnungsuntersuchung durchgeführt.
    Aber zurück zum Sport: Mein Arzt hat mir für die ersten sechs Wochen von Sport abgeraten. Leichtes Fahrrad fahren und Wandern ist ok. Heute bin ich 32 km Rad gefahren und habe große Anstrengungen vermieden. Ich werde jetzt langsam steigern. Wie hast Du einen kompetenten Arzt gefunden? Gibt es Quellen zum Sport ohne Kompressionssocken?
    Schöne Grüße
    Ede

  3. Karl Biener
    | Antworten

    Hallo,
    schöner Blog. Ich hatte im August eine tiefe Beinvenenthrombose im Oberschenkel und weil ich beim Laufen gestürzt bin und auf den Brustkorb gefallen bin, habe ich gedacht meine Atemnot kommt daher. Anfang Oktober ist mein Unterschenkel angeschwollen und nachdem ich vergeblich versucht habe einen Facharzttermin zu bekommen, bin ich zur Notaufnahme des Krankenhauses. Die Thrombose wurde sofort diagnostiziert und leider auch noch eine beidseitige Lungenembolie mit CT. Ich nehme gerade Eliquis 5mg morgens und abends. Die Atemnot ist weg und mir geht es soweit wieder gut. Mein Fitnesszustand ist allerdings unter aller Sau. Ich habe jetzt mit Schwimmen und Radfahren auf der Rolle begonnen. Laufen geht nur mit vielen Pausen. Die Aussage von Ärzten, ob ich Sport machen kann und wann, sind so vielfältig, wie viele Ärzte man fragt. Sport ohne Kompression habe ich noch nicht gehört :-). Einer hat sogar gemeint ich solle die Kompressionsstrümpfe beim Schwimmen tragen, obwohl der Wasserdruck ja höher ist, als der Druck der Strümpfe. Vom Aussehen möchte ich gar nicht reden. Ich mache Triathlon und Ausdauersport seit Jahrzehnten und bin jetzt 57. Zur MD und LD möchte ich auf jeden Fall zurück.

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